Wenn es um private Hochschulen geht, denkt man häufig an die USA. Dabei wird vergessen, dass es auch in der Schweiz eine Reihe von privaten Hochschulen gibt. Einige davon sind Titelmühlen, die von der äusserst liberalen Schweizer Gesetzgebung für höhere Bildungsinstitutionen profitieren. Von diesen soll hier aber nicht die Rede sein. In diesem Text geht es um Institutionen, die entweder in der Schweiz offiziell als Hochschule anerkannt sind oder die über eine Akkreditierung einer namhaften ausländischen Institution verfügen.



Rechtliche Situation

Anders als in den meisten anderen Staaten benötigt man in der Schweiz keine Bewilligung um eine Hochschule zu betreiben. Das Hochschulförderungs- und Koordinationsgesetzt (HFKG) schützt lediglich die Bezeichnungen Universität, Fachhochschule und Pädagogische Hochschule, sowie deren Übersetzungen in andere Sprachen und direkt davon abgeleitete Bezeichnungen wie Fachhochschulinstitut oder universitäres Institut. Diese Bezeichnungen dürfen nur benützt werden, wenn die betreffende Hochschule durch den Schweizer Akkreditierungsrat akkreditiert ist. Das HFKG trat erst am 1. Januar 2015 in Kraft, deshalb gibt es zurzeit diverse private Hochschulen, die noch unter dem alten Recht anerkannt wurden.

Es würde zu weit führen, hier die Details des Schweizer Akkreditierungsprozesses zu erklären. Wer sich genauer mit dem Thema befassen will, findet in diesem Dokument der Agentur für Akkreditierung und Qualitätssicherung, die in der Schweiz die Akkreditierungsprozesse durchführt, zusätzliche Informationen. Im Zusammenhang mit dem Thema dieses Artikels ist es aber wichtig zu wissen, dass gemäss den zum HFKG gehörigen Akkreditierungsrichtlinien der Akkreditierungsprozess einer Hochschule erst dann beginnen kann, wenn ein Studierendenjahrgang ein Studienprogramm der Hochschule komplett durchlaufen hat. Für eine Hochschule, die Bachelorabschlüsse anbietet, heisst das, dass eine neu-gegründete Hochschule zuerst drei Jahre Studierende ausbilden muss, bevor sie den Akkreditierungsprozess, der die Qualität der Ausbildung garantieren soll, überhaupt beginnen kann. Dies steht in einem krassen Gegensatz zu den anderen europäischen Staaten, in denen Hochschulen eine Art Vor-Akkreditierung durchlaufen müssen, bevor sie damit beginnen dürfen Studierende auszubilden.

Private Fachhochschulen

In der Schweiz gibt es zur Zeit zwei private Fachhochschulen:

Die Fachhochschule Les Roches-Gruyères gehört der amerikanischen Firma Laurate Education mit Sitz in Baltimore. Dabei handelt es sich nicht wie bei vielen anderen Trägern von privaten Hochschulen um eine Non-Profit Organisation, sondern um eine Firma, die durch das erbringen von „Bildungsdienstleistungen“ Profite erzielen will. In der Tat handelt es sich sogar um den weltweit grösste kommerzielle Anbieter von Bildung. Laureate Education ist ebenfalls Eigentümer des Glion Institute of Higher Education in Montreux, sowie der Les Roches International School of Hotel Managment in Bulle (Fribourg) und Bluche (Wallis). An der Fachhochschule Les Roches-Gruyères wird ein Bachelorstudiengang und einen MAS in Hospility Managment angeboten, welche in Zusammenarbeit mit den beiden oben ganenten Institutionen angeboten werden. Die Gebühren belaufen sich dabei je nach Studienjahr auf über CHF 30’000 pro Semester (CHF 60’000/Jahr). Die Fachhochschule scheint seit 2013 im Internet inaktiv zu sein, wodurch etwas zweifelhaft ist, inwiefern sie noch existiert.

Die Kalaidos Fachhochschule entstand als Zusammenschluss verschiedener privaten Institutionen, die ursprünglich, ähnlich wie die heute noch die HWZ, Teil von kantonalen Fachhochschulen waren. Es waren dies die PHW Private Hochschule für Wirtschaft St. Gallen, Zürich, Basel und Bern und die AKAD HfB Hochschule für Berufstätige. Im Jahr 2005 erhielt die Stiftung Kalaidos Fachhochschulen vom Bundesrat die Erlaubnis eine Fachhochschule zu betreiben. Im Jahr 2013 wurde die Kalaidos Fachhochschule als erste Institution nach dem neuen Hochschul- und Koordinationsgesetz akkreditiert. Die Kalaidos Fachhochschule hat Standorte in Bern, Genf, Lausanne und Zürich und bietet Studiengänge in den Bereichen Wirtschaft, Gesundheit und Musik an. Die Studiengänge der Kalaidos Fachhochschule sind dabei besonders auf berufsbegleitende Studien zugeschnitten. Die Studiengebühren sind je nach Studienrichtung unterschiedlich. Für einen BSc in Business Administration bezahlt man zum Beispiel CHF 5’400 pro Semester.

Private universitäre Hochschulen

Unter den privaten Universitäten gibt es einerseits eine Reihe von religiösen Hochschulen:

Andererseits gibt es auch private Universitäten, die weltlicher Natur sind:

Die Franklin University wurde 1969 unter dem Nahmen Franklin College gegründet und verfügt seit 1975 über eine amerikanische Akkreditierung als Hochschule. Mit dem Inkrafttreten des neuen Hochschul- und Koordinationsgesetz liess sich die Institution auch als Schweizer Universität anerkennen. Die Franklin University bietet ein Studienprogramm nach amerikanischem Vorbild an. Dieses dauert normalerweise vier Jahre und wird mit einem Bachelor of Arts abgeschlossen. Im Rahmen ihrer Akkreditierung als Schweizer Universität, hat die Franklin University zudem eine dreijährige Version dieses Studiengangs eingeführt. Die möglichen Hauptfächer beinhalten Internationale Beziehungen, Wirtschaft, Psychologie, Sprachen und Literatur, Kommunikation und Umweltwissenschaften. Des weiteren bietet die Hochschule einen Master of Science in International __Management an. Die zu entrichtenden Gebühren belaufen sich auf über CHF 60’000 pro Jahr.

Die Franklin University wird traditionell vor allem von Amerikaner_innen besucht, die ihr Studium im Ausland absolvieren möchten. Allerdings hat die Hochschule begonnen gezielt Schweizer Studierende anzuziehen. So veranstaltet die Franklin University dieses Jahr drei Infoanlässe für Schweizer Maturand_innen und bietet Stipendien speziell für Personen mit Schweizer Matura an.

Die Stiftung Universitäre Fernstudien Schweiz (kurz FernUni Schweiz) bietet, wie es der Name schon sagt, Studiengänge an, die im Fernstudium und berufsbegleitend absolviert werden.

Das Institut de hautes études internatinales et du dévelopement ist ein spezieller Fall, da die Institution einen öffentlichen Auftrag erfüllt, gleichzeitig aber als private Stiftung organisiert ist. Zudem ist die Institution eng mit der Universität Genf verknüpft.

Teilschulen von öffentlichen Hochschulen

Zusätzlich, durch zu den oben aufgelisteten Hochschulen, die vom Bund oder von Schweizerischen Akkreditierungsrat den Status einer anerkannten Hochschule zugestanden erhalten haben, gibt es auch private Hochschulen, die diesen Status erreicht haben, indem eine bereits anerkannte Hochschule sie zu einer ihrer Teilschulen erklärt hat.

Beispiele für solche Hochschulen sind (in Klammern ist die Hochschule angegeben, von der sie ein Teil ist):

Wie die Beziehung der „Teilschule“ zur Fachhochschule kommuniziert wird ist recht unterschiedlich. Die HWZ schreibt klar, dass sie Teil der Zürcher Fachhochschule (ZFH) ist, obwohl die ZFH ein reines Verwaltungskonstrukt ist. In anderen Fällen wird diese Beziehung eher verschleiert. So spricht zum Beispiel die EHL bloss von einer „Assozierung“ und führt das Logo der HES-SO in einer Weise, die dazu führt, dass es wohl eher als Gütesiegel eines Hochschulverbands wahrgenommen wird. Es stellt sich die Frage, ob es im öffentlichen Interesse ist, wenn sich private Hochschulen um eine eigene Akkreditierung drücken können, in dem sie von einer Fachhochschule zu einer Teilschule erklärt werden.

Ein Interessanter Punkt ist, dass sowohl die EHL als auch Changins – Haute école de viticulture et œnologie ursprünglich Institutionen der höheren Berufsbildung waren, die durch die Mitgliedschaft in der Fachhochschule das Recht erhielten Schweizer Hochschulabschlüsse zu vergeben. Beide Institutionen vergeben aber weiterhin auch Abschlüsse der höheren Berufsbildung (im Fall der EHL über die _Swiss School of Tourism & Hospitality _in Passugg, welche in Besitz der EHL ist).

Bei den Schulen die Teil der HES-SO sind, sind die Studiengebühren zumindest für inländische Studierende überall auf CHF 500 pro Semester begrenzt. An der EHL sind jedoch zusätzlich zu den Studiengebühren noch zahlreiche zusätzliche Gebühren zu entrichten, so dass Schweizer Studierende tatsächlich je nach Studienjahr zwischen CHF 10’000 und CHF 16’000 pro Jahr bezahlen müssen. Für ausländische Studierende liegen die Gebühren sogar zwischen CHF 30’000 und CHF 50’000 pro Jahr (inländische Studierende zahlen für das „Année Prépartoire“ ebenfalls CHf 30’000). Die EHL verfügt zusätzlich zur schweizerischen noch über eine amerikanische Akkreditierung als Hochschule.

Nicht anerkannte Hochschulen

Die oben genannten Hochschulen sind alle offiziell in der Schweiz anerkannt. In der unterstehenden Liste habe ich versucht Bildungseinrichtungen, die Bachelor oder Masterabschlüsse vergeben aber nicht über eine in der Schweiz anerkannte Akkreditierung verfügen, aufzulisten. Bei den Institutionen auf der Liste handelt es sich nicht um Titelmühlen, sondern um Institutionen, die über eine Akkreditierung durch eine ernst zunehmende ausländische Institution oder Agentur haben (meist aus den USA). Dies ist natürlich nicht unbedingt eine Garantie für die Qualität der angebotenen Bildung. Da es in der Schweiz kein zentrales Register mit diesen Schulen gibt, ist es gut möglich, dass in der unten aufgeführten Liste einige Institutionen fehlen. Private Hochschulen die weder Bachelor- noch Master-Abschlüsse anbieten sind nicht in der Liste enthalten. Deshalb ist zum Beispiel die _IMD _nicht in der Liste enthalten, obwohl sie mit 8’000 Studierenden relativ gross ist, da die IMD ausschliesslich MBAs anbietet.

Die Mehrheit dieser Institutionen spricht in erster Linie Studierende aus dem Ausland an. Obwohl manche dieser Institutionen in ihrem Fachgebiet sehr renommiert sind, sind sie gleichzeitig in der Schweiz kaum bekannt. Die Studiengebühren können bei manchen unter ihnen schnell mal CHF 60’000 pro Jahr erreichen.

Schlussfolgerung

Private Hochschulen sind eine Realität in der Schweiz, auch wenn nur relativ wenige inländische Studierende an diesen studieren. Es stellt sich die Frage, ob die derzeitige Regulierung ausreicht und ob es in unserem Interesse ist, wenn die Schweiz keine öffentliche Kontrolle darüber ausübt, welche private Hochschule Abschlüsse vergeben darf und welche nicht. Viele in der Schweiz nicht akkreditierte Institutionen verkaufen ihre Studiengänge im Ausland als Schweizer Bildung. Für Menschen aus dem Ausland, insbesondere wenn sie von ausserhalb von Europa stammen, ist es schwer festzustellen, ob der Studiengang jetzt anerkannt ist oder nicht. Dies wird oft noch dadurch erschwert, dass die Institutionen, obwohl in der Schweiz nicht als Hochschule anerkannt, eine Zertifizierung durch Schweizer Berufsverbände oder von _EduQua _ausweisen. EduQua ist ein Schweizer Qualitätszertifikat für  Weiterbildungen, das aber nicht mit Hochschulbildung in Verbindung steht.

Hinsichtlich der Praxis, dass Fachhochschulen private Institutionen zu Teilschulen erklären, muss die Frage gestellt werden, ob hier nicht eine Anpassung der Gesetzeslage angebracht wäre, damit diese ein eigenes Akkreditierungsverfahren absolvieren müssen.